Asbest- und Faseranalytik
Als faserförmig ausgebildeter mineralischer Rohstoff weist Asbest viele günstige Eigenschaften auf: z.B. Hitze- und Feuerbeständigkeit, gute Dämmungseigenschaften, hohe Oberflächenenergie, hohe Zugfestigkeit usw.. Bedingt durch die Faserform ließ sich Asbest hervorragend verarbeiten und fand vor allem in Produkten für den Gebäudebau eine vielfältige Anwendung (z.B. Faserzementplatten, PVC-Fußbodenbeläge, Leichtbauplatten, Industrieestriche, Wandbeläge, Putze etc.).
Wir untersuchen Materialproben, Staubproben, sowie Luftproben auf Asbest und/ oder künstliche Mineralfasern. Alle Prüfverfahren sind durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditiert.
Materialproben (Baustoffe, technische Produkte, Rohstoffe) auf Asbest gemäß VDI-Richtlinie 3866, Blatt 5 sowie auf künstliche Mineralfasern, inklusive des Nachweises von lungengängigen WHO-Fasern.
Raumluftproben auf Asbest und/oder künstliche Mineralfasern gemäß VDI-Richtlinien 3492 (Status-Quo-, Kontroll- und Freimessungen) und 3861, Blatt 2 (Geräteabluftmessungen), BGI/GUV-I 505-46 (Arbeitsplatzmessungen) sowie nach der international gültigen ISO 14966
Staubproben/Staubklebeproben auf Asbest/KMF (inkl. Nachweis von lungengängigen WHO-Fasern).
Quantitative Bestimmung des Gehaltes von Asbest gemäß BIA-Verfahren 7487 in Baustoffen und Asphalten, auf Wunsch unter Berücksichtigung der Vorgaben der TRGS 517.
Bestimmung des Kanzerogenitätsindex (KI) an künstlichen Mineralfasern gemäß BIA-Verfahren 7488.
Für Ihre eigene und die Sicherheit unserer Mitarbeitenden, achten Sie bitte auf ein geeignetes Probenahmebehältnis (siehe "Das richtige Verpacken der Proben" weiter unten).
Die nachstehende Auflistung enthält die am häufigsten vorkommenden asbesthaltigen Produkte. Die Vollständigkeit dieser Auflistung ist nicht gewährleistet und soll vielmehr zur Orientierung zum Analyseauftrag dienen.
Zudem ist bitte zu beachten, dass von den meisten aufgeführten Materialien auch asbestfreie Varianten existieren. In Frage kommen hauptsächlich Materialien, die zwischen 1945 und 1993 (Höhepunkt der Asbesterzeugung 1974) verwendet wurden.
Für viele Probenmaterialien ist neben der Asbestanalytik auch die Bestimmung weiterer Parameter notwendig (z.B. PAK, Phenolindex, u.a.). Wir stehen Ihnen hier gerne beratend zur Seite.
Untersuchung nach VDI-3866, Blatt 5 (Bruchkante, Zielpräparat; geschätzte Nachweisgrenze ≈ 1 Gew.-%), Abweichung der Untersuchungsmethode möglich aufgrund von Materialbeschaffenheit (s. Material-Bemerkung)
Untersuchung nach VDI-3866, Blatt 5 (Streupräparat; geschätzte Nachweisgrenze ≈ 0,1 Gew.-%), sowie Untersuchung nach VDI-3866, Blatt 5, Anhang B (Suspensions- bzw. Filterpräparat; geschätzte Nachweisgrenze ≈ 0,001 Gew.-%)
IFA-Arbeitsmappe 7487: (Grenzwert für die Entsorgung: 0,1 Gew.-%)
Verfahren zur analytischen Bestimmung geringer Massengehalte von Asbestfasern in Pulvern, Pudern und Stäuben mit REM/EDX („BIA-Verfahren“).
Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 517: (Grenzwert für den Arbeitsschutz: 0,008 Gew.-%)
Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen mineralischen Rohstoffen und daraus hergestellten Gemischen und Erzeugnissen
Diese Analysemethoden sind prinzipiell auch auf alle Materialien mit geringen Asbestgehalten anwendbar (z.B. Putze etc.)
Im niedersächsischen Raum ist für die Bearbeitung, Entsorgung und eventuelle Wiederverwendung von bituminösen Straßenbelägen die genaue Ermittlung des Massenanteiles an Asbest vorgeschrieben. Dies resultiert aus der Tatsache, dass hier neben anderen Gemengteilen häufig mineralische Rohstoffe als Füllstoffe eingesetzt wurden, die geringe natürliche Anteile an Asbestmineralen enthalten können (basische Magmatite wie z.B. Gabbro, Diabas, Basalt). Asbest wurde also nicht aufgrund seiner technischen Eigenschaft eingesetzt. Er stellt vielmehr nur einen technisch unrelevanten Nebengemengteil der eingesetzten Füllstoffe dar. Im Gegensatz zu den technischen Produkten kommt Asbest zumeist als Minerale der Amphibolgruppe vor: Tremolit, Aktinolith, Amosit und Anthophyllit.
Für eine Entsorgung als nicht asbesthaltiger Abfall bzw. für einen eventuellen Wiedereinsatz des Materials muss der in der Gefahrstoffverordnung festgelegte Grenzwert von 0,1 Gew.-% unterschritten sein.
Weiterhin dürfen Straßendecken ab einem Massenanteil an lungengängigen Asbestfasern von 0,008 % nur unter besonderen Schutzmaßnahmen bearbeitet (z.B. Stemmen, Fräsen) werden.
Die hierfür benötigten Analysen werden bei uns im Hause nachfolgender Untersuchungsmethode durchgeführt:
IFA-Arbeitsmappe 7487, 1997-04: (Grenzwert für die Entsorgung: 0,1 Gew.-%)
Verfahren zur analytischen Bestimmung geringer Massengehalte von Asbestfasern in Pulvern, Pudern und Stäuben mit REM/EDX („BIA-Verfahren“).
Hierbei werden die Proben je nach Anlieferungszustand durch Einfrieren und Brechen aufbereitet und homogenisiert. Ein repräsentativer Anteil wird bei 400 °C geglüht, um die bei der Analytik störenden organischen Bestandteile zu beseitigen. Der Glührückstand wird auf eine Korngröße von < 100 µm vermahlen. Eine Teilmenge (20 mg) des Pulvers wird in Suspension gebracht und diese auf einen mit Gold bedampften Kernporenfilter (Nennporendurchmesser 0,2 µm) abfiltriert. Die Filteroberfläche wird dann auf Asbestfasern untersucht.
Bei einer Untersuchung hinsichtlich der Unterschreitung des Grenzwertes von 0,1 Gew.-% für die Deponierung bzw. Wiederverwendung des Materials werden alle Fasern mit einer Länge von > 5 µm und einem Längen-/Dickenverhältnis > 3 ausgewertet.
Soll auf den Grenzwert von 0,008 Gew.-% an lungengängigen Fasern hinsichtlich des Arbeitsschutzes untersucht werden, kommen zusätzlich die Anforderungen der folgenden Richtlinie zum Tragen:
Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 517, 2015-03: (Grenzwert für den Arbeitsschutz: 0,008 Gew.-%)
Tätigkeiten mit potenziell asbesthaltigen mineralischen Rohstoffen und daraus hergestellten Gemischen und Erzeugnissen.
Hierbei werden für die Berechnung des Messergebnisses ausschließlich Fasern mit einem Durchmesser D < 3 µm (WHO-Fasern) berücksichtigt.
Für die Analyse können die Proben in unterschiedlicher Form und Menge angeboten werden: Als Bohrkerne, Aufbruch, vorgebrochenes Granulat, in Pulverform. Der Kunde wird gebeten, darauf zu achten, dass die an BIOLAB übergebene Probe repräsentativ für die zu be- bzw. verarbeitende Gesamtmenge ist. Wir beraten Sie hierfür gerne, bzw. führen die Probenahme auch für Sie durch.
An allen Probenmaterialien kann zunächst nach vorheriger Aufbereitung ein qualitativer Nachweis von Asbest durchgeführt werden. Bei der nachträglichen Quantifizierung werden die Kosten für Aufbereitung verrechnet.
Die beschriebenen Verfahren sind auch auf andere Materialien mit zu erwartenden geringen Asbestgehalten anwendbar, sollte sich diesbezüglich eine Fragestellung ergeben: Putze, Spachtelmassen, Estriche, bituminöse Dachbahnen, Bauschutt.
Auch der quantitative Gehalt an künstlichen Mineralfasern in WHO-Definition lässt sich an allen Probenmaterialien in Anlehnung an o.a. Verfahren ermitteln.
Diese Analysemethoden sind prinzipiell auch auf alle Materialien mit geringen Asbestgehalten anwendbar (z.B. Putze etc.)
Wir bitten Sie, für Ihre Materialproben Plastiktüten mit Zip-/Druck-Verschluss (Bild 01) in möglichst kleiner Ausführung, dem Inhalt angepasst, zu verwenden. Sorgfältig zugezogen/zugedrückt reicht zumeist aus, um die Probe sicher transportieren zu können. Ein weiteres Verkleben des Verschlusses ist nur in seltenen Fällen von Nöten. Hier kann allerdings auch eine erneute „Eintütung“ der Tüte zur Sicherung des Inhaltes helfen.
Das Verwenden von Glasbehältern, zum Beispiel, führt zu potentiellen Verunreinigungen von Arbeitsplatz und Proben, da die Probe von unseren Mitarbeitern, zur Archivierung, vom Glasbehälter in eine Plastiktüte überführt werden muss. Hinzu kommt, dass Glas während des Transportes unter Umständen zerspringen kann. Geeignete Plastiktüten sind widerstandsfähiger und ermöglichen einen gesicherten Transport.
Die jeweilig benötigte Probenmenge können Sie den Asbest-Produkt-Informationen entnehmen. Diese gelten jedoch nur, wenn Sie die reine Asbest-Analyse beauftragen. Falls noch weitere Analyseparameter hinzukommen, bitten wir Sie dementsprechend mehr Probenmaterial zu schicken.
Zur Vermeidung einer gegenseitigen Kontamination der Proben, sind Proben generell einzeln zu verpacken.
Hierfür ein Beispiel:
Sie möchten eine Rohrummantelung aus Gips und eine anhaftende Dämmwolle (Bild 02) auf Asbest und Künstliche Mineralfasern (KMF) nach WHO-Definition überprüfen lassen. Würden Sie nun beide Materialien zusammen in einer Tüte lagern (Bild 03, 04), würden Sie beide Proben gegenseitig verschmutzen. Dadurch könnte keine eindeutige Aussage getroffen werden, ob die Gipsummantelung auch ursprünglich KMF enthält oder nur durch eine Verschmutzung.
Bei mineralischen Baustoffen (z.B. Putz, Fliesenkleber, Spachtelmassen, etc.) ist es möglich bis zu fünf gleichartige Materialien in einer Mischprobe untersuchen zu lassen. Wir bitten Sie jedoch auch hier, jede Probe einzeln zu verpacken, damit erst im Labor die Mischprobe fachgerecht hergestellt wird. Hierdurch wird gewährleistet, dass jede Probe zu gleichen Anteilen untersucht wird und ein aussagekräftiges Ergebnis geliefert werden kann. Zusätzlich kann bei positivem Befund jede Probe nochmals einzeln untersucht werden, um herauszufinden, welche genau asbesthaltig ist.
Bild 01: Probentüten mit Zip-/ Druckverschluss in verschiedenen Größen | Bild 02: Rohrummantelung aus Gips mit KMF-Dämmung |
Bild 03: Verschiedene Proben zusammen verpackt. Dies ist eine ungünstige Variante der Verpackung, da die Proben sich gegenseitig verschmutzen. | Bild 04: Verschiedene Proben einzeln verpackt. Dies ist die korrekte Variante der Verpackung von Proben. |
Neben der Untersuchung auf Asbest/KMF bietet die Rasterelektronenmikroskopie gekoppelt mit energiedispersiver Röntgenmikroanalytik eine Vielzahl von weiteren möglichen Anwendungen, hier einige Beispiele:
Hochauflösende Oberflächenabbildungen (z.B. Metalle, Gläser, Korrosions-strukturen, Brüche, Kunststoffe)
Chemische Identifizierung von Verunreinigungen (z.B. Glaseinschlüsse, Ausblühungen in keramischen Produkten und Baustoffen, Korrosionsschichten, Fehler in elektronischen Schaltungen etc.)
Chemische Identifizierung kleinster Probenmengen (Ablagerungen in Produktionsbereichen, auf Arbeitsoberflächen etc.).
Elementverteilungsabbildungen (z.B. Untersuchungen von Schweißnähten, Lötstellen, Metallen und Legierungen etc.)
Unser Labor verfügt über die folgenden Rasterelektronenmikroskope (REM):
PHENOM XL & PHENOM XL (2. Generation)
Im April 2019 wurde das Desktop-Rasterelektronenmikroskop vom Typ Phenom XL erworben. Dieses auch mobil einsetzbare Gerät des Herstellers Phenom World ist mit Sekundärelektronen-Detektor- und EDX-Detektor-Technik ausgestattet. Das REM zeichnet sich zudem durch eine große Probenkammer (bis zu 36 Proben) und schnelle Probenwechsel aus.
Aufgrund der starken Leistung des Phenom XL wurden im Dezember 2020 sowie Juli 2021 zusätzlich zwei Rasterelektronenmikroskope des Typs Phenom XL (2. Generation) beschafft. Neben den leistungsstarken Merkmalen des Vorgängermodells bieten die Geräte der 2. Generation eine optimierte Bedienoberfläche.
Axia ChemiSEM
Das Axia ChemiSEM (ThermoFisherSCIENTIFIC) ist unser neustes Rasterelektronenmikroskop im Gerätebestand (2022). Die Probenkammer sowie der verstellbare Probentisch (bis zu 36 Proben) erlaubt auch die Analyse größerer Proben. Ein besonderes Merkmal ist seine ColorSEM Technologie. Sie verwandelt die REM-Bildgebung in eine Farbtechnik unter Verwendung der Live-EDS mit Live-Quantifizierung.